Wie gewinnt man ein Kamel? - Oder warum Marco im Mai 2015 nicht beim BENZ FRIENDS CLASSIC-Treffen war...

Team 88 in einem Canyon in der Türkei
Team 88 in einem Canyon in der Türkei

... ist eine spannende Geschichte! Also es war einmal Ende April und ich habe Marco angerufen, ob er auch zum nächsten BFC -Treffen kommt?

 

Was nun kam war ein längeres Telefongespräch!

Das Wesentliche: Es gibt da eine Rallye, organisiert von ein paar verrückten Bayern und führt vom Allgäu nach Jordanien. Das sind 111 Teams mit je drei Autos welche nicht mehr als 1.111 Euro Wert sein dürfen und zwei Mann pro Wagen , auch Hotelübernachtungen dürfen nicht mehr als 11,11 Euro kosten. Es dürfen keine mautpflichtigen Straßen und Autobahnen befahren werden. Es wird nach Karten gefahren, Navis sind ausgeschlossen! Jedes Team bringt Spenden für Bedürftige mit, ob Kinderheim, für Flüchtlingsorganisationen oder so. Die Autos werden in Jordanien versteigert und die Summe kommt einen gemeinnützigen Zweck zu Gute. Seit bestehen der Rallye gibt es einen Hauptgewinn, ein lebendiges Kamel! Es ist aber noch niemandem gelungen, eines nach Deutschland zu importieren (Auflagen Zoll usw.) Jedenfalls kann sich dann eine bedürftige jordanische Familie darüber freuen, dort besser als ein Benz!

 

Das beste am Norden war aber was nun kam! Eine, wie soll ich das jetzt schreiben, ja, eine ostfriesische Kombination von Berechnung und Lust, Neues zu wagen, Marco rechnet ja immer? Seine neue Aufgabe: Ein einmaliges Abenteuer! Die Unbekannte: 5 andere Ostfriesen, die er nicht kennt. Nur knapp zwei Wochen Zeit für Impfungen, Pässe, eine Kreditkarte usw. ... Drei unterschiedliche Autos, der Audi wo er Copilot war, wollte selbst im flachen Emsland nicht so richtig (Kupplung)? Überhaupt, diese Papenburger Truppe war wohl, lag es an der Landschaft, tiefen entspannt an diese Herausforderung heran getreten.

 

Start der Allgäu-Orient-Rallye 2015  Anfang Mai:

Marco machte das wirklich und ich hatte umständehalber Zeit. TEAM 88, der Ems-Orient-Express (sein Team) startete in Oberstaufen im Allgäu und ich flog auf meinem Laptop über GPS-Tracking, welches jedes Team mitführte, mit. Mal aus Weltraum-Perspektive, dann aus Vogel-Blickwinkel.

Auf dem Bildschirm gingen nun 111 Nadeln mit Nummern der Teams mit farblich unterschiedlichen Linien, welche die gefahrene Strecke markierten, auf die Reise! Spannend ab dem ersten Tag, z. B. Team 8, wollen die nach Moskau? Die Richtung stimmt doch gar nicht, Erdkunde??? Team Jordania? Hey Jungs, Fähre nach Griechenland, das ist nicht erlaubt! Mal sehen was auf der Homepage von Team 88 zu lesen ist? Exakt mit dem Start stoppen alle Infos, nur Live-Tracking funktioniert. Man konnte die Nadeln anklicken und die HP des Teams öffnete sich! Pioniergeist war nun gefragt.  Neben Timo (Bruder von Marco), hier noch mal Danke, dass du mich immer informiert hast, habe ich von anderen Teams Infos gelesen, alle aus ihrem Blickwinkel!

 


 

GPS Live-Tracking Karte. Linien einzelner Teams und die Nadel von Team 88 beim Ziel in Jordanien.
GPS Live-Tracking Karte. Linien einzelner Teams und die Nadel von Team 88 beim Ziel in Jordanien.

Mein persönlicher Krimi?

Ein Buch mit sieben Siegeln und dahinter Geschichten aus tausend und eine Nacht?

Serpentinen entlang des Brenners, nicht die Autobahn, durch Südtirol bis an die Grenze Italien/Slowenien. Die Jungs hatten die Hoffnung spät in der Nacht das Mittelmeer zu sehen, - hier noch nicht! Weiter ging die Fahrt nach Kroatien. Dort dann eilte die Nadel von Team 88 ruckartig voran, was wohl an der schleppenden GPS Übertragung lag und auch an der forschen Fahrweise. Ja die Küstenstraße führt nun am Mittelmeer entlang. Für mich kamen Erinnerungen an die schöne Landschaft mit Bergen und vorgelagerten Inseln auf. Eine der frühen Reisen mit meiner Heckflosse führte uns damals Ende der 70er in das ehemalige Jugoslawien.

Weiter mit dem Ems-Orient-Express unterwegs, Zeit mal zu sehen wo andere so lang fahren? Team 8, man sieht es auf der Karte, hat einen ost-südlichen Weg gewählt (Blaue Linie am oberen Kartenrand), übrigens mit Mercedes S 124 Modellen, wie viele weitere Teams auch. NAHAMROSTEN, WÜSTEN STERNE oder ... sind diese Team-Namen. Vermutlich wurde von allen die Qualität dieser Autos geschätzt. Der Ems-Orient-Express wurde jedenfalls auf Grund der automobilen Auseinandersetzungen mit Audi und Golf am Ziel beneidet! Bosnien und Herzegovina folgten als Länder. An der Grenze von Montenegro nach Mazedonien wurde es für mich spannend. Der Grenzübertritt dauerte ewig, gefühlt eine komplette Küchen-Reinigung, welche ich durchführte. Endlich, es geht weiter! Schnell vergrößern! Nanu? 4 km gefahren und die drehen um, zurück zur Grenze!?! Zurück in Montenegro steht der Ems-Orient-Express! Verhaftet? oder nette Zöllnerinnen?, der Fantasie als Beobachter sind keine Grenzen gesetzt. Fragt also Marco.

 

Als Mercedes S 124 über den Jordan gingen... Sie werden uns fehlen!
Als Mercedes S 124 über den Jordan gingen... Sie werden uns fehlen!

Von Griechenland aus ging es jetzt wirklich zügig Richtung türkische Grenze bis? ...Team 88 wieder in einem kleinen Kaff ins trudeln kam. Es dauerte wieder und jede Erklärung fehlte!

Später erfuhr ich von Timo warum. Der Audi hat platt gemacht und wurde ab da geschleppt - Richtung Türkei!

 

120 km am Seil zur Grenze.

Hier entstand dann ein Bild welches ich euch hier nicht vorenthalten will!


 

Wer bremst verliert? Die Bremsscheibe des Audi an der türkischen Grenze.
Wer bremst verliert? Die Bremsscheibe des Audi an der türkischen Grenze.

Die Seilmannschaft machte sich weiter mit dem Audi auf den Weg nach Istanbul! Notdürftig repariert fuhr der Audi noch ein paar Kilometer. Wieder rätselt der Beobachter. Warum werden erneut Runden in einer türkischen Kleinstadt gedreht? Später erfahre ich, der Audi ist tot und wird dort zurück gelassen. 6 Männer verteilen sich nun auf zwei Autos mitsamt allem Gepäck.

Die Metropole Istanbul wird Abends erreicht und schließlich auch die Blaue Moschee gefunden. Es war ein Etappenziel für alle Teams. Was nicht zu finden war, ein Toilettenwagen und Gelegenheiten zur Körperpflege. Die Teams übernachten im Auto oder Zelt. Marco auf einer Parkbank beschützt von streunenden Hunden im Park vor der Moschee. Penner hatten Pech, die Bank war besetzt! 

 

Kultur stand nun für die Rallye-Teilnehmer im Roadbook.

Nicht für die Audi Besatzung... Hier wurde ein Auto in die Türkei importiert. Wenn der also hier bleiben sollte, dann ist Bürokratie gefragt und unkalkulierbare Kosten würden auch entstehen? Der Ems-Orient-Express hört sich bei Rallye-Teilnehmern um. Im Basar der Mitreisenden wird schließlich ein Golf zweifelhafter Qualität erworben. "Vorsprung durch Technik" soll jetzt also durch "Er läuft und läuft und läuft!" ersetzt werden. Eines stand von Anfang an fest! Der Wagen ist Alkoholiker! 25 Liter auf 100 km!!! Ja und wenn er nicht rollt, dann dreht er so richtig auf mit der Drehzahl. Als Ausgleich verzichtet er auf die Kupplung.

Marco träumte von einem Mietwagen oder Panzer, beides wäre billiger. Aber es waren Fünf Ostfriesen...

Nix Kultur, der Audi wird exportiert! 1.000 und eine Nacht? Jedenfalls eine Nachtschicht, den Ort finden wo der Wagen zurückgeblieben ist? Hotline nach Germany, damit Informanten beschreiben können wo er nun eigentlich steht?

Abschleppwagen, Audi aufladen, Golf fahren bis zur Grenze, kurz beschrieben.

Grenz-wertig was jetzt kam! Gefühlte 5 km ist das Gelände mit Grenzern, Zöllnern usw.! Ein Auto exportieren, welches nie importiert wurde? Ausreisen - Einreisen? Der Golf steht da und weil er ein VW ist, läuft er eben! Alleine ohne Besatzung einsam zwischen LKW's?

Ihr ahnt, auch diese Situation wurde gemeistert, ostfriesisch, fast tiefen entspannt.

Während der Rest des Ems-Orient-Express im Sterne-Hotel riesen Burger in Istanbul genoss, haben die VW-Affinen noch das Schwarze Meer besucht und nebenbei ihre Kilometerleistung um 400 km erhöht! (700 km Anreise zur Rallye und 400 km VW fahren fehlen also beim Endergebnis!) Kultur wird dann wohl noch mal nachgeholt?!


Unprofesionelle aber wirkungsvolle Radlager-Reparatur auf türkisch!
Unprofesionelle aber wirkungsvolle Radlager-Reparatur auf türkisch!

Jenseits von Afrika aber östlich von Instanbul ging die Reise weiter nach Corum, von dort nach Ankara, dann Ulbey. Also so richtig durch die Zentral -Türkei. 

Hier kam dann die wohl für alle Teams größte Herausforderung. Eine Offroad Strecke in einem Canyon, angeblich der Größte der Türkei. Viele mussten danach alles was sich am unteren Bereich eines Fahrzeuges befindet instand setzen, ob Ölwannen, Auspuffanlagen, Reifen sowieso!

Das Bild oben entstand dort. Einige Teams hatten wegen fragwürdiger Ausschilderungen diese Herausforderung schon am Ankunftstag davor in Angriff genommen.

Den Reisebericht wird Marco aber selbst liefern.

Weiter ging es nach Alasehir, durchs Gebirge bis an die türkische Riviera nach Dalyhn.

Dort muss es wirklich wunderschön sein! Jedenfalls aus der Laptop-Vogelperspektive, welche ich hatte.

Von dort aus war der gesamte Rallye-Tross nun entlang der Mittelmeerküste unterwegs zur Hafenstadt Mersin.

Da es sich hier ja um eine „Autoseite“ handelt komme ich noch mal zum Golf.

Dieser erwies sich jetzt als Raum übergreifendes Fahrzeug. So jedenfalls beschrieb es der uns bekannte Fahrer. Das hintere linke Rad fing an ein Eigenleben zu führen. Drei wollen nach links, eines nach rechts oder umgekehrt. Ursache das Radlager, die Führung bestimmte die Bremszange! Ein Glück das es kein Standard-Golf war. Der hat nur Trommelbremsen.

Deutsch-türkische Freundschaft mit Improvisationstalent. Was braucht der Mensch mehr?

EINEN KREUZSCHLITZ-SCHRAUBENZIEHER + EINE KNARREN-VERLÄNGERUNG, mehr nicht! So wird ein Radlager orientalisch gewechselt.

 

Der türkische Fährhafen sollte dann wenig attraktiv für längere Zeit der unfreiwillige Campingplatz der Teams sein. Die Autofähre hatte 24 Stunden verspätung. Die Autos wurden verladen und die Rallye-Teilnehmer flogen nach Israel.

Hier angekommen stellte sich heraus, das jüdische Volk genießt zu recht den Ruf geschäftsmännisch zu sein. Jedenfalls entstand dieser Eindruck auf Grund der hohen Kosten für jede Dienstleistung, so auch die notwendigen Taxifahrten. Weil benötigte Papiere nicht vollständig waren, konnte ich ausgiebig auf dem Bildschirm das Hafengebiet und dort die wenigen Kurzstrecken von Team 88 beobachten. Jerusalem und Kultur blieben anschließend auf der Strecke. Die Fahrt führte recht zielstrebig an die jordanische Grenze.

Hier ging unseren Ems-Orient-Express im wahrsten Sinne des Wortes die Muffe!

Sie befanden sich auf einer kleinen Kontroll-Straße im Grenzstreifen, inmitten von Minenfeldern und Stacheldraht! Marco hatte nun tatsächlich Angst um sein Leben. Er will ja noch vieles machen.

 

Allgäu-Orient-Rallye Teilnehmer in der Wüste Jordaniens
Allgäu-Orient-Rallye Teilnehmer in der Wüste Jordaniens

 Bei Ma'oz Haim wurde der Jordan Fluss überquert und Team 88 erreichte Jordanien. Jetzt ging es durch Mittelgebirgs-Landschaften bis zu dem Ort Al Zarqa, dann in Richtung Wüste.

Südlich von Qasr al Hallabat wurde das Camp-Lager für die Allgäu-Orient-Rallye Teilnehmer erreicht. Es befand sich in einem Gebiet, welches auch vom jordanischem Militär genutzt wird.

Am folgenden Tag stand dann jenseits befestigter Straßen eine Wüstendurchquerung auf Sand- und Geröll-Pisten an. Team 88 meisterte diese Herausforderung mit Bravour. Andere folgten dem Hammel-Trieb, einer voran, alle hinterher. Entsprechend später kamen diese an.

Weiter ging es Richtung Amman. Übrigens unser Team wurde unterwegs von jordanischer Polizei gestoppt. Zu schnell? Was haben wir verbrochen? Das Misstrauen war unbegründet, die Herren in Uniform erwiesen sich als gute Gastgeber des Landes und boten frisches Trinkwasser an!



Ems-Orient-Express Fahrzeuge am Zielort
Ems-Orient-Express Fahrzeuge am Zielort

Später wurde das Ziel der Rallye am Toten Meer nach 7.893,4 Km, na Marco und sein Team-Partner haben da noch ca. 800 Km drauf gepackt erreicht. Im CROWNE PLAZA JORDAN DEAD SEA RESORT & SPA  gab es dann die Siegerehrung.

 

Platz 1, 2 und 3 hat der EMS-ORIENT-EXPRESS nicht belegt, nein Platz 4 haben sie zusammen mit den restlichen Teilnehmern geschafft. Das Kamel ist also nicht in Ostfriesland gelandet, Glück für das Tier!

 

Die Team-Fahrzeuge sind angekommen, der Golf hatte ebenfalls Glück, er ist hier nicht im Toten Meer versenkt worden. Obwohl, verdient...?

Sechs Ostfriesen, 

drei Autos, das vierte blieb ja zurück,

etliche Abenteuer,

vielen Menschen mit

unterschiedlichen

Kulturen begegnet, 

7 Länder durchquert.

 

Man sieht, es hat 

diesen Jungs Spaß

gemacht!

Auch wenn kein

Kamel dabei heraus

gesprungen ist.

 

Und wir, die 

BENZ FRIENDS CLASSIC

freuen uns über

weitere Abenteuer

aus unserer Runde!

Macht das nicht wieder...

Bitte keine weiteren Mercedes Benz S 124 Kombis exportieren! Sie werden uns, den BENZ FRIENDS CLASSIC fehlen...
Bitte keine weiteren Mercedes Benz S 124 Kombis exportieren! Sie werden uns, den BENZ FRIENDS CLASSIC fehlen...